Ruhpolding
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Rise and shine von Meike Zopf - Ausstellung in der Galerie Kaysser

Mittwoch, 20.01.2021

Veranstaltungsort:
Galerie Kaysser
Hauptstraße 28
83324 Ruhpolding

Veranstalter: Galerie Kaysser

Beschreibung:

Im Echoraum des Bildes

Die vierte Einzelausstellung der Hannoveraner Malerin Meike Zopf in der Galerie Kaysser trägt den Titel „Rise and Shine“. Die Naturmetapher vom Aufgehen der Sonne und dem Glanz, den dann ihr Scheinen verbreitet, gibt in ihren neuen Bildern der Identitätssuche ihrer Figuren einen verheißungsvollen Rahmen. Wandte sich die Künstlerin in einer früheren Ausstellung dem Glücksversprechen der Idylle zu, so stehen jetzt die Figuren selbst im Mittelpunkt in ihren Handlungen und Reflexionen zu und über sich selbst.

Gedanken und Reflexionen halten wir für innerzerebrale, immaterielle Ereignisse, die sich gemeinhin der Darstellbarkeit zu entziehen scheinen. In den Künsten werden diese inneren Phänomene und Ereignisse mit einer Strategie der Entäußerung wahrnehmbar und sinnlich erfahrbar gemacht. Geschieht dies in der Zeitkunst der Musik durch Töne und Harmonien, so in den darstellenden Künsten von Theater und Tanz durch das Agieren von Körpern, ergänzt durch Mimik und Gestik. Die Literatur bedient sich der Sprachen bei diesem Vorgang. In der bildenden Kunst drückt sich das innere Geschehen im Raum mittels der Linie, der Farbe und der plastischen Gestalt aus. In ihren Gemälden fächert Meike Zopf, Jahrgang 1972, ausgebildet als Künstlerin und Kunsttherapeutin in Berlin, Ottersberg und Hannover, das Geschehen in mehrere, aufeinander projizierte Ebenen auf, die ihren zweidimensionalen Bildern den starken räumlichen Eindruck geben. Die Betrachter fühlen sich an eine tapezierte Wand erinnert, von der sich Schicht um Schicht lösen lässt und immer andere Bilder, Muster und Farben kommen dabei zum Vorschein. Das Bild als Geschichte, als Archäologie seines eigenen Gewordenseins.

Auf ihren Gemälden gibt es ganz heterogene, aus unterschiedlichen Bereichen der Lebenswelt stammende Bildelemente zu sehen: Junge Frauen in heller, pastellfarbener oder schwarzer Bekleidung, rustikale Blockhütten oder Ferienhäuser, Mitglieder der älteren Generation, oft im Sonntagsstaat herausgeputzt für die Fotos, die der Künstlerin heute als Vorlage für ihre Bildelemente dienen, sowie alte und neue Kommunikationsmittel von der „Flüstertüte“ bis zum Smartphone. Ein besonders auffälliges Bildelement bilden Frauen unter Trockenhauben. Die Hauben, oft durch florale Naturmuster verziert, sind hier Metaphern für jenen Denkinnenraum, in dem Identitäten, Wünsche und das Gewahrwerden der eigenen Geschichtlichkeit zuallererst entstehen. Zugleich verbildlichen sie die Erkenntnis, dass es zwischen Innen und Außen einen Zwischenbereich, eine Membran gibt, die einen Eigenwert besitzt, der beim Verwandlungsgeschehen vom Inneren ins Äußere verändernd eingreift. In einigen Werken wird dieses Kommunikationsgeschehen selbst noch einmal durch ganz realistisch wiedergegebene Vögel metaphorisiert als den Boten zwischen dem Psychischen und dem Physischen. Aus der Welt der Comics entlehnt Meike Zopf die Form der Sprechblase, die sie zu einer Bildblase verändert, in der Traum- und Wunschvorstellungen zum Bildelement werden.

Dass es dem Kunstwerk stets ums Ganze geht und es sich nicht in spezialisierten Einzelaspekten erschöpft oder auf sie reduzieren lässt, verdeutlichen zwei Beobachtungen, die sich an den neuen Gemälden Meike Zopfs einmal mehr gewinnen lassen. Die Trennung von realistischer und abstrakter Auffassung von Wirklichkeit transzendiert die Malerin, indem in ihren Bildwerken beide Auffassungen zugleich zugelassen und vertreten sind. Beide Wirklichkeitsaspekte gehen bei ihr ineinander über. Die Zwischenstation bildet dabei das Ornament. Auch in ihrer Farblichkeit geht die Malerin aufs Ganze. Es treten auf die Nichtfarben Schwarz und Weiß in unterschiedlichen Intensitätsgraden, die Meike Zopf vor allen für die Darstellung von Personen verwendet. Reine aus der Natur geläufige Farbtöne finden sich seltener, interessanterweise meist bei der Farbgebung dessen, mit dem sich der Mensch am entschiedensten von der Natur abgrenzt – dem Haus. Favorisiert sind in der Farbwelt von Meike Zopf die mit weiß aufgehellten Farbtöne der Grundfarben. Ihre Palette betont den Weg von den Naturfarben zu den durch den Kulturprozess bestimmten Farben.

Sind die Betrachter mit den einzelnen, in ihren Gemälden vorkommenden Bildelementen auch recht vertraut, so behalten Meike Zopfs Bilder doch in ihrer Gänze den Rätselcharakter von Kunstwerken, die sich nicht vollkommen bestimmen, die sich nicht völlig ausmessen oder zu Ende interpretieren lassen. Es bleibt stets ein Moment des Geheimnisvollen und Rätselhaften bestehen, der als Reiz für weitere Suche und genaueres und anderes Hinsehen wirkt.

Rüdiger Heise

Öffnungszeiten: Mi - Fr 10 - 12 und 15 - 18 Uhr Sa 10 - 13 und 15 - 17 Uhr • So 11 - 13 und 15 - 17 Uhr u.n.V.

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